Vor ca. 2 jahren erwarb ich eine Mustek GSmart Mini 2 Digitalkamera. Es handelt sich dabei um ein absolutes Billigmodell (obwohl sie mit 75€ fast so teuer war wie das Lidl!). Sie hat eine maximale Auflösung von 640×480, einen CMOS-Chip, und auf der Rückseite nur eine kleine Anzeige für die Anzahl noch freier Aufnahmen.
Sie sollte jetzt für die ersten Versuche in der Astrofotografie herhalten. Da die Kamera nur einen nicht besonders lichtstarken CMOS-Chip besitzt war klar, dass mehrere Einzelaufnahmen per Software addiert werden müssten um dem Bildrauschen zu begegnen.
Dafür kommt z.B. das Programm Giotto 1.3 in Frage, es ist gratis im Netz erhältlich.
Zum Testen schoss ich 150 Aufnahmen (10 pro Sekunde) eines Weihnachtsbaums. Die Einstellungen der Kamera wurden noch nicht verändert, es war ihr aber definitiv zu dunkel. Sie produzierte eine Folge von Bildern, die einmal dunkel und einmal heller waren.
Also 75 helle Schrottbilder:
Und 75 dunkle Schrottbilder:
Diese 150 Aufnahmen wurden dann von Giotto gemittelt um das Rauschen zu entfernen.
Heraus kam dieses Bild:
Immer noch keine Aufnahme, die man sich im Wohnzimmer über den Kamin hängt, aber trotzdem in Anbetracht des Ausgangsmaterials verblüffend.
Um vom Schlafzimmer auf den Balkon zu kommen, waren ca. 12 Meter Entfernung zurückzulegen. Im Computerladen hatten sie statt einer 15 Meter USB-Verlängerung nur den etwas empörten Hinweis, dass man USB maximal um fünf Meter verlängern dürfe. Ab da müsste man ein aktives USB-Kabel für 49,95€ bei fünf Metern benutzen. Im Laden um die Ecke gabs keine Beratung, dafür aber drei passive USB-Verlängerungen zu 4,5 m für zusammen 8,25€.
Bis ca. 10 Metern war die Kamera noch ansprechbar, aber alle drei Verlängerungen in Reihe plus Kamerakabel waren tatsächlich zuviel des Guten, die Kamera wurde nicht mehr erkannt. Mit der Anordnung 4,5 Meter Verlängerung, USB-Hub, 10 Meter Verlängerungen klappte es dann.
Also das Teleskop auf den Balkon, Mond angepeilt, auf ein Wolkenloch gewartet und dann Giotto 640 Bilder aufnehmen lassen und die Kamera freihändig hinter das 20 mm Okular gehalten. Da ich das Bild der Kamera (sie hat hinten ja keinen LCD-Monitor) nicht sehen konnte, war das ein absolutes Glücksspiel. Ich veränderte die Entfernung der Kamera zum Okular, bis man das Mondscheibchen vorne auf dem Objektiv sehen konnte und versuchte dann möglichst still zu halten.
Die entstandenen Bilder waren fast alle total überbelichtet, da die Kamera auf eine hohe Sättigung eingestellt war, was am Mond offensichtlich nicht notwendig ist. Weil sich dann der Himmel bezog, war kein zweiter Versuch mehr möglich. Unter den 640 Bildern fand sich jedoch eines (Nummer 308) welches einigermassen erkennen lässt, welcher Himmelskörper abgebildet ist:
Also noch nicht so toll, trotzdem hat die Aktion Lust auf mehr geweckt. Am gleichen Abend wurde eine Okularklemmhalterung aus MDF angefertigt (mein letzter Kontakt mit einer Laubsäge war im “Werken” in der 6. Klasse).