Nachdenken

Warum immer diese Strichspuren, warum, waarruum? Um das genauer zu analysieren, habe ich die M57-Serie vom Vortag einmal ohne Zentrierung überlagert:

Gegend um M57 30.10.2007, Skywatcher ED 100/900, nicht zentrierte Serie, EOS 350D, 1600 ISO:

Gut, man sieht eine Drift (von links nach rechts) weitgehend parallel zur Rektaszensionsachse. In 26 Minuten waren es 106 Pixel, das ergibt über den Daumen 1 Grad pro Tag. Nun tat ich dasselbe für die M57-Serie vom 22.10.:

Gegend um M57 22.10.2007, Skywatcher ED 100/900, nicht zentrierte Serie, EOS 350D, 1600 ISO:

Auch hier ergab sich wieder ein ungefährer Fehler von täglich einem Grad in die selbe Richtung. Da ich den gesamten Kram an beiden Abenden rausgestellt und mit dem Polsucher eingenordet hatte, hat der Fehler nichts mit dem Einnorden/Scheinern zu tun. Ich vermute, dass ich die Steuerung auf solare Nachführgeschwindigkeit gestellt hatte. Das werde ich beim nächsten Mal ausschliessen.

M27, M56 und M57

Halbwegs klarer Himmel, also nächster Versuch. Weiterentwicklung des Autoguiders ist erst einmal zurückgestellt. Montierung wieder möglichst genau eingenordet, erste Testaufnahmen, was für eine Überraschung, Strichspuren bei mehr als 30 Sekunden Belichtungszeit. Interessanterweise waren die Striche parallel zur Rektaszensionsachse und auch von Aufnahme zu Aufnahme unterschiedlich lang. Das lässt vermuten, dass ich mich mal um den Schneckenfehler in dieser Achse kümmern müsste. War mir aber an dem Abend egal, war viel zu heiss drauf, neue Objekte aufzunehmen, dann eben nur 30 Sekunden.
Ich hatte mir eine Fadenkreuzblende gebastelt, die an hellen Sternen deutliche Spikes erzeugt. Damit soll das Scharfstellen angeblich besser gehen. Ein bisschen hats geholfen.

Los gings dann mit M57, hier hatte ich mit 45 Sekunden Belichtungszeit gearbeitet, was dazu führte dass mehr als die Hälfte der ursprünglichen 30 Aufnahmen zu Strichen verzerrte Sterne zeigte. Das ist auch insofern ärgerlich, als die Gesamtbelichtungszeit von ursprünglich 22 Minuten auf effektive 9 Minuten zusammenschrumpfte. Trotzdem ist der Ringnebel diesmal besser geworden als bei den bisherigen Aufnahmen.

M57 30.10.2007, Skywatcher ED 100/900, 12x 45 Sekunden, EOS 350D, 1600 ISO (50%, Klick aufs Bild für 100%):

Danach dann M56, ein Sternhaufen. Naja, vom Hocker gerissen hat der mich nicht so richtig. Den knipse ich so schnell nicht wieder. Falls es dort intelligentes Leben geben sollte, so mögen mir die Bewohner dieses Haufens verzeihen.

M56 30.10.2007, Skywatcher ED 100/900, 25x 30 Sekunden, EOS 350D, 1600 ISO (50%, Klick aufs Bild für 100%):

Abschliessend M27, das war toll. Fürs erste Mal gar nicht schlecht, man kann sogar erahnen, warum M27 auch Hantelnebel genannt wird. Ich muss unverzüglich was gegen den Schneckenfehler tun bzw. mein Autoguiding verbessern, damit ich länger belichten kann.

M27 30.10.2007, Skywatcher ED 100/900, 28x 30 Sekunden, EOS 350D, 1600 ISO (50%, Klick aufs Bild für 100%):

M13

Hurra, am nächsten Tag war der Himmel wieder einigermassen. Alles rausgestellt, mit dem Polsucher peinlich genau eingenordet. Trotzdem schon bei 30 Sekunden strichförmige Sterne. Gut, dann eben 1600 ISO und 20 Sekunden. Ist schon viel besser als der vom Vortag. Wenn ich mir den Schrott, den ich bis jetzt zusammengebracht habe, mal so angucke, dann würde ich diesen M13 sogar als mein bisher bestes Deep-Sky-Foto bezeichnen.

M13 22.10.2007, Skywatcher ED 100/900, 12x 20 Sekunden, EOS 350D, 1600 ISO (50%, Klick aufs Bild für 100%):

M57 habe ich dann auch noch einmal aufs Korn genommen (da konnte ich 30 Sekunden ohne Striche belichten). Im Vergleich zum 13.10. ists aber nicht besser geworden.

M57 22.10.2007, Skywatcher ED 100/900, 14x 30 Sekunden, EOS 350D, 1600 ISO (50%, Klick aufs Bild für 100%):

M13

Man kann immer nur das fotografieren, was man am Himmel hat. Im Oktober ist das bei meinem Westbalkon und zu einigermassen zivilen Zeiten z.B. M57. Für die Plejaden, Andromeda und Orion muss ich noch etwas warten. Im Astrosimulator machte ich mich mal auf die Suche nach anderen Anfängerobjekten und bin auf M13 gestossen. Bedingungen waren nicht ideal, Halbmond hellt Himmel auf, Monti nur halbwegs eingescheinert, Autoguider geht immer noch nicht. Egal. Das Teleskop auf Wega gerichtet und von dort per Goto zu M13. Der Haufen stand auf Anhieb im Gesichtsfeld der Kamera und dann gings auch schon los.

M13 quick and dirty 21.10.2007, Skywatcher ED 100/900, 22x 30 Sekunden, EOS 350D, 800 ISO (50%, Klick aufs Bild für 100%):

M57

Von der Ausrüstung bin ich ja nun endgültig bei den Halbprofessionellen angekommen. Am 13.10.2007 spielte auch der Himmel ein bisschen mit. Zunächst habe ich versucht M51 und M101 aufzusuchen, da habe ich aber nichts finden können. Bei M57, dem Ringnebel, hats dann geklappt. Asche auf mein Haupt, mein schöner Autoguider hat “underperformed”. Auch ansonsten war die Session purer Frust, okay, Objekt gefunden, aber dann mit dem Lidlsucher einen Leitstern finden…
Mit dem, was sich aus den trotzdem passenden Frames ergab, bin ich dann doch zufrieden.

M57 13.10.2007, Skywatcher ED 100/900, 24x 60 Sekunden, EOS 350D, 800 ISO (50%, Klick aufs Bild für 100%):

Streulichtblende

Mein Balkonstandort ist aufgrund eines sich in der Nähe befindlichen Busbahnhofs stark durch Streulicht geplagt. Garagen mit Bewegungsmelderbeleuchtung gibts auch noch. Es fällt jede Menge Streulicht in die Optiken und das sieht man auch auf den Aufnahmen. Zunächst habe ich deshalb die Taukappe des ED100 mit Velours ausgekleidet, damit wurde es schon etwas besser. Trotzdem schwebte mir eine Verlängerung der Taukappe vor. Nur womit? Also mit der abgeschraubten Taukappe in den Baumarkt, Sanitärartikel. Verschiedene PVC-Rohre ausprobiert und Bingo!, ein WC-Abflussrohr, wenn man die Dichtung herausnahm, passte es genau, fast etwas zu schwergängig auf die Taukappe. Gabs verschieden lang, ich habe sicherheitshalber zur etwas längeren 40cm-Version gegriffen.

Dann noch Velours rein, so sieht das dann aus.

 

Die Aussenseite könnte man optisch noch etwas aufpeppen, das ist aber sekundär. Ich kann jetzt jedenfalls kein Streulicht mehr auf den Aufnahmen feststellen. Der freie Durchmesser des Rohres beträgt 103 mm, kann sein, dass ich den Refraktor damit etwas abblende.