Deep Sky

Nun war ja theoretisch alles für schöne Nebel- und Galaxienbilder vorhanden. Was noch fehlte war jede Menge Übung. Das fing beim Einscheinern der Montierung an. Für Webcam-Bilder macht es kaum etwas aus wenn das Objekt nach ein paar Minuten aus dem Gesichtsfeld wandert, da wird es halt wieder eingefangen, hinterher beim Stacken spielen eventuelle Verschiebungen keinerlei Rolle. Für Belichtungen, die sich über 15 Minuten und mehr erstrecken, muss die Rektaszensionsachse jedoch so genau wie möglich auf den Himmelspol, also parallel zur Erdachse, ausgerichtet werden. Es hat mich zwei Nächte gekostet, bis ich damit so weit war dass ich nur noch kleine, periodische Abweichungen feststellen konnte.
Diese entstehen durch nicht ideale Fertigung des Schneckenzahnrades in der Montierung. Dass die ADM solche Fehler aufweist, heisst nicht, dass sie Schrott wäre. Jede erschwingliche Montierung hat solche Abweichungen.
Da die EOS bei 1000mm, grob über den Daumen, einen Bildwinkel von ca. 0,5 Grad hat, entspricht in Y-Richtung ein Bildpunkt 0,5°/2304 Pixel, also ungefähr 1/5000 Grad. Eine Abweichung der Montierung von einem Fünfhundertstel Grad führte also zu einem Nachführfehler von 10 Bildpunkten, was man hinterher im Bild schon als Strich erkennen kann.
Gut, was solls, Monti also so gut wie möglich eingestellt. Ich dachte mir, dass ich dann erst einmal nicht so lange Belichtungszeiten verwenden würde, dafür dann eben die Empfindlichkeit der Kamera hochdrehe.
Für den ersten Versuch hatte ich M31, die Andromeda-Galaxie, ausgewählt.
Von meinem Balkon aus konnte ich die aber wegen diverser Strassenlaternen nicht am Himmel ausmachen. Ein neues Problem, die meisten Planeten sieht man mit blossem Auge. Also einen Stern angefahren, den ich über meinen Sternhimmel-Simulator identifizieren konnte, Wega. Den brauchte ich sowieso um erst einmal scharfzustellen. Dann die Koordinaten von Wega an den Skalen der Montierung eingestellt und dann auf die von M31 gedreht. Nix, das gleiche dann noch drei Mal mit anderen Sternen wiederholt, und dann konnte man einen schwachen Nebelfleck erkennen. Also eine Bildserie geschossen.

M31 19.11.2006 01:15, 33×20 Sekunden, EOS 350D, 1600 ISO:(25%, Klick aufs Bild für 1024×683(2 MB))

Für den ersten Versuch bin ich (wieder mal) ganz zufrieden. Das nächste Mal werde ich die Belichtungszeit der Einzelaufnahmen vergrössern und dafür mit der Kameraempfindlichkeit etwas heruntergehen. Wie am Planeten gehts auch hier darum, durch die Kombination vieler Aufnahmen das Rauschen herauszumitteln.
Weiterhin sind gerade für M31 1000 mm Brennweite schon etwas viel. Dem könnte man begegnen, indem man die Kamera so dreht, dass die Galaxie in der Horizontalen abgebildet wird.
Bei der Nachbearbeitung der aufgenommenen Serien fehlt mir noch ein wenig das know-how, obwohl es Spass macht, mit den Bilddaten herumzuexperimentieren.

Ab Mitte Januar 2007 gabs dann mal wieder einige klare Nächte. Blöderweise hatte ich mittlerweile schon wieder vergessen, wie man die Montierung einscheinert und bei den ersten Versuchen die bestehende Einstellung wesentlich verschlechtert. Aber auch in den folgenden Nächten gelang es mir nicht, die Montierung so auszurichten, dass sowohl im Süden als auch im Westen längere Belichtungszeiten möglich waren. Naja, im Süden gings bis ca. 60 Sekunden und so entstand dann das folgende Bild:

M42 (Orionnebel) 23.1.2007 23:08, TS FH 100/1000, 61 Sekunden, EOS 350D, 800 ISO, unbearbeitet:

Aha, es ist also doch möglich. Wäre wohl schlauer gewesen gleich mit M42 anzufangen, der ist ja wirklich sehr teleskopfreundlich.

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