TS 102/1000

Irgendwann möchte man dann ja doch mehr Öffnung. Viel Geld wollte ich aber nicht ausgeben, wenn das keine Rolle spielen würde, dann hätte ich mich für ein Takahashi entschieden. Ab ca. 150 € sind schon Reflektortuben mit 15 cm Öffnung erhältlich. Da ich aber meist vom Balkon beobachte und nicht genau wusste wie das dann mit den Platzverhältnissen aussieht und ich eigentlich nur ein etwas grösseres Lidl haben wollte, habe ich mich dann für ein TS mit 10,2 cm Öffnung entschieden. Nach meiner Rechnung müsste ich damit doppelt soviel Licht einfangen können. Da das Öffnungsverhältnis dem des Lidl gleich kam, würde der Farbfehler ja wohl nicht schlimmer werden. Geld für eine neue Montierung wollte ich erst einmal nicht ausgeben, die vom Lidl musste irgendwie gehen (zumal ich sie ja auch gerade erst motorisiert hatte). Davon rät die gesamte Astrogemeinde wohl auch zu Recht ab. Aber einerseits muss man seine Erfahrungen ja selbst machen und zweitens muss man sich ja erst einmal ansehen was denn die Astro 3 an prinzipiellen Schwächen aufweist. Dass das Gehäuse für sich bei 5 kg an die Grenzen der Stabilität gelangt ist, glaubte ich eigentlich nicht. Die Wackelei, die man ja schon mit dem Lidl beobachten konnte (allein das Ausrichten des Suchers ist zum Wahnsinnigwerden, hier ein Schräubchen angezogen, schon zeigt die ganze Chose nicht mehr auf das angepeilte Objekt) ist vielmehr auf die Innereien der Montierung zurückzuführen. Diese Plastikscheibchen und überhaupt die ganze Lagerung führte dazu dass man nur die Wahl zwischen Spiel oder Schwergängigkeit hatte. Vielleicht würde sich ja hier etwas machen lassen?

So sieht der Tubus im Katalog auf einer Astro4 aus:

Bin gespannt, wann es eintrifft.

Mondmosaik

Lange Zeit der Abstinenz(mal wieder), war nicht nur richtig kalt im Dezember 2005, sondern auch Nachts konstant bewölkt. Mond mit 1,5xBarlow, Sequenz von 18 Minuten und 29 Sekunden (> 10.000 Einzelbilder). Mit dem Lidl und der ToUCam kriegt man den Mond fokal ja eh’ nicht ganz drauf, also streifenweise “abtasten”. Blöderweise hatte ich Dreck auf der Linse und das sieht man auch an dem Mosaik aus 71 ausgesuchten Einzelaufnahmen. Zusätzlich hätte ich auch in punkto Schärfe noch etwas rausholen können…

Hier das Ergebnis, Mond 9.1.2006 23:30 (Klick aufs Bild für grössere Version):

 

Barlow

Letzten Endes waren Lidl und ToUCam in der bestehenden Konfiguration ausgereizt, die Planeten wurden einfach zu klein abgebildet und auch die Kamerabefestigung mittels Filmdose und Tesaband war suboptimal.
Deswegen wurde dem Ganzen eine “2x”-Barlow nebst Kameraadapter hinzugefügt. Die nähere Beschäftigung mit diesem Thema ergab, dass die erworbene Linse je nach Abstand zum Okular/zur Kamera ganz unterschiedliche Vergrösserungsfaktoren bewirkte. Je weiter von der Barlow, desto stärker die Vergrösserung. Bei der ToUcam mit dem Standardadapter ergab sich auch nach eigenen Tests eine 2,5fache Verlängerung (wenn man den Zenithspiegel zwischen Barlow und Kamera bringt, ergibt sich sogar eine fast fünffache). Was würde das nun bringen? Es gab nur den Mars zu sehen.

So sah der Mars an diesem Tag aus:

Hier noch weitere Marse, das Lidl ist mit dem gegebenen Equipment an seine Grenzen gelangt. Das linke Bild ist ein Summenbild, das rechte mit Paintshop Pro unschärfemaskiert.
23.10.2005:

28.10.2005:

Titan

Nach der Kamerapremiere kamen erst einmal ein paar wolkige Nächte. Jetzt ist der Okularauszug endlich mit reflexmindernder schwarzer Veloursfolie ausgekleidet.

Hier die Bilder:

Venus:

Jupiter (21 Uhr MESZ):

Jupiter mit Io, Europa, Ganymed und Callisto(Einzelbild):

Saturn:

Wo es beim Jupiter mit den Monden so gut geklappt hat, das Gleiche auch für Saturn:

Dieser kleine, verschwommene Fleck unterhalb des Saturn ist Titan. Er hatte eine Helligkeit von 8m4. Das ist nicht sehr hell, visuell konnte ich ihn an dem Abend nicht ausmachen.

ToUcam

Nach einigen Wochen beschäftigungsbedingter Abstinenz wieder etwas Zeit zum Gucken. Mit der Mustek wurden seit Ende Februar weitere Aufnahmen gemacht, aber insgesamt gings einfach nicht weiter, die Fotos wurden nicht besser. Deshalb heute morgen zu Karstadt und eine Philips ToUcam PRO II erworben.

Zu Hause Objektiv ab und mit einer stabilen Tesafilmbefestigung an einer Filmdose fixiert. Schon die ersten Tests bei Tageslicht zeigten, dass CCD-Chips in einer ganz anderen Liga antreten. Wesentlich kontrastreicher, knackige Farben.
Dann auf den Balkon und Venus bei beginnender Dämmerung anvisiert. Mit automatischer Belichtung wars noch nicht so toll, es wurde mehr nach dem noch blauen Himmel belichtet, so dass Venus ein stark überbelichteter Fleck war. Aber dann, mit manueller Einstellung wars genau so wie ichs mir die ganze Zeit erhofft hatte. Erst einmal ein bisschen länger belichten (1/50 s), Helligkeit etwas hoch und grob scharfstellen. Dann die Scheinerblende aufgesetzt, Belichtung und Helligkeit zurück und solange drehen bis nur noch ein Bild da ist. Dafür war die Mustek einfach nicht lichtstark genug. Und ich hätte fast schon an mir gezweifelt!

Hier die Bilder:

Venus:

Jupiter (22 Uhr MESZ):

Jupiter mit Io, Europa und Ganymed:

Last but not least Saturn:

Alle Aufnahmen sind mit Giotto aus Serien von 64 Bildern errechnet. Bei der Durchsicht der Einzelaufnahmen bin ich noch auf ein Bild gestossen auf dem Callisto zu sehen ist:

Das war schon einmal recht erfreulich, zumal der Himmel nicht wirklich klar war. Diese ToUcam ist schon ein heisses Teil.

Erste Fokalaufnahmen

Wie ich mir habe sagen lassen, gibt es im wesentlichen zwei Methoden der Astrofotografie. Erstens die Okularprojektion. Dabei wird eine Kamera mit Objektiv hinter das Okular gebracht. Die zweite Möglichkeit ist die Kamera vom Objektiv zu befreien, das Okular herauszunehmen und die Kamera direkt in den Fokus(Brennpunkt) des Teleskops zu bringen.
Um das auch einmal auszuprobieren überwand ich meine Skrupel und zerlegte meine Digitalkamera um das Objektiv entfernen zu können. Dabei kam dann der CMOS-Chip zutage. Er war von einer Fassung mit 15 mm Aussendurchmesser umgeben. Das ist genau der Innendurchmesser einer CD. Es wurde deshalb ein passendes Stück aus einer alten CD gesägt und die Kamera mit einer stabilen Gummibandbefestigung darauf fixiert.
Für die Befestigung am Okularauszug werden immer Fotodosen empfohlen, aber die, die ich da hatte passten nicht in meinen 1,25″-Auszug. Beim Vermessen aller möglichen runden Gegenstände in meinem Haushalt stiess ich auf eine Kunststoff-Garnrolle. Garn ab, in der Mitte durchgeschnitten und vom Innenleben befreit passte sie ziemlich stramm in den Auszug.
Die andere Seite konnte man dann sehr gut mit 2K-Kleber auf der CD befestigen. Ein Foto des fertigen Aufbaus kann ich vorerst nicht beifügen, da die Kamera ja kein Objektiv mehr hat und auch Bestandteil des Aufbaus ist. Einige Erdbeobachtungen brachten neben wesentlich höherer Bildqualität, wahrscheinlich durch den Wegfall der vielen Linsen, auch die Erkenntnis dass das Bild im Vergleich zur Okularprojektion mit 20mm-Okular doppelt so gross ist.
Erste Versuche am Jupiter endeten mit einer Enttäuschung, nur eine riesige, verrauschte Scheibe. Später stellte sich heraus, dass das an der mangelnden Scharfstellung lag. In der Folgenacht wurde dann am Mond scharfgestellt. Schon besser, aber leider war der Mond völlig überbelichtet.
Daraufhin entstand dann dieses Venusfoto:

Ziemlich unscharf, man kann nicht einmal die Phase erkennen, aber mehr war in dieser Nacht wolkenbedingt nicht möglich. Was mich angenehm überraschte, war die Grösse. Das lässt hoffen, dass Jupiter und Saturn auch einigermassen erkennbar sein werden.

Zweites und drittes Foto

Vier Wochen bedeckter Himmel! Und das fast in ganz Deutschland.
Zur Überbrückung hab’ ich meine Montierung noch einmal zerlegt, um dem Spiel auf die Spur zu kommen. Beide Achsen haben im Bereich der Lagerung eine kleine Fase, deren Sinn unklar ist, welche jedoch das Lagerspiel nicht unbedingt verkleinern wird:

Bei der Rektaszensionsachse ist auf beiden Enden das gleiche Gewinde, M10x1, wenn man die andersrum wieder einbaut, dann ist die Fase auf der Achse in einem Bereich ausserhalb der Lagerung.
Dann zeigten sich im Himmel zum Abend hin einige Wolkenlöcher, also die USB-Kabel verlegt, Teleskop und Kamera auf den Balkon und einige Serien aufgenommen. Zunächst vom Vollmond:

Naja, immerhin besser als das Erste! Es gab ein bisschen Probleme mit dem Scharfstellen. Beim Drehen am Auszug muss ich danach immer zum Computer laufen und gucken obs besser oder schlechter geworden ist.
Danach hab’ ich dann kurz den Saturn anvisiert aber in dem Bereich des Himmels war es sehr bewölkt. Deswegen noch ein Versuch mit Jupiter, der war mit dem 20mm-Okular allerdings ziemlich klein, knapp 14 Pixel im Durchmesser. Da kann auch Giotto nicht mehr viel retten:

Mit dem 4mm-Okular konnte ich schon tagsüber kein vernünftiges Kamerabild erzielen. Wird also Zeit für mein 10mm-Geburtstagsokular…

Erstes Astrofoto

Vor ca. 2 jahren erwarb ich eine Mustek GSmart Mini 2 Digitalkamera. Es handelt sich dabei um ein absolutes Billigmodell (obwohl sie mit 75€ fast so teuer war wie das Lidl!). Sie hat eine maximale Auflösung von 640×480, einen CMOS-Chip, und auf der Rückseite nur eine kleine Anzeige für die Anzahl noch freier Aufnahmen.

Sie sollte jetzt für die ersten Versuche in der Astrofotografie herhalten. Da die Kamera nur einen nicht besonders lichtstarken CMOS-Chip besitzt war klar, dass mehrere Einzelaufnahmen per Software addiert werden müssten um dem Bildrauschen zu begegnen.
Dafür kommt z.B. das Programm Giotto 1.3 in Frage, es ist gratis im Netz erhältlich.
Zum Testen schoss ich 150 Aufnahmen (10 pro Sekunde) eines Weihnachtsbaums. Die Einstellungen der Kamera wurden noch nicht verändert, es war ihr aber definitiv zu dunkel. Sie produzierte eine Folge von Bildern, die einmal dunkel und einmal heller waren.

Also 75 helle Schrottbilder:

Und 75 dunkle Schrottbilder:

Diese 150 Aufnahmen wurden dann von Giotto gemittelt um das Rauschen zu entfernen.
Heraus kam dieses Bild:

Immer noch keine Aufnahme, die man sich im Wohnzimmer über den Kamin hängt, aber trotzdem in Anbetracht des Ausgangsmaterials verblüffend.
Um vom Schlafzimmer auf den Balkon zu kommen, waren ca. 12 Meter Entfernung zurückzulegen. Im Computerladen hatten sie statt einer 15 Meter USB-Verlängerung nur den etwas empörten Hinweis, dass man USB maximal um fünf Meter verlängern dürfe. Ab da müsste man ein aktives USB-Kabel für 49,95€ bei fünf Metern benutzen. Im Laden um die Ecke gabs keine Beratung, dafür aber drei passive USB-Verlängerungen zu 4,5 m für zusammen 8,25€.

Bis ca. 10 Metern war die Kamera noch ansprechbar, aber alle drei Verlängerungen in Reihe plus Kamerakabel waren tatsächlich zuviel des Guten, die Kamera wurde nicht mehr erkannt. Mit der Anordnung 4,5 Meter Verlängerung, USB-Hub, 10 Meter Verlängerungen klappte es dann.

Also das Teleskop auf den Balkon, Mond angepeilt, auf ein Wolkenloch gewartet und dann Giotto 640 Bilder aufnehmen lassen und die Kamera freihändig hinter das 20 mm Okular gehalten. Da ich das Bild der Kamera (sie hat hinten ja keinen LCD-Monitor) nicht sehen konnte, war das ein absolutes Glücksspiel. Ich veränderte die Entfernung der Kamera zum Okular, bis man das Mondscheibchen vorne auf dem Objektiv sehen konnte und versuchte dann möglichst still zu halten.
Die entstandenen Bilder waren fast alle total überbelichtet, da die Kamera auf eine hohe Sättigung eingestellt war, was am Mond offensichtlich nicht notwendig ist. Weil sich dann der Himmel bezog, war kein zweiter Versuch mehr möglich. Unter den 640 Bildern fand sich jedoch eines (Nummer 308) welches einigermassen erkennen lässt, welcher Himmelskörper abgebildet ist:

Also noch nicht so toll, trotzdem hat die Aktion Lust auf mehr geweckt. Am gleichen Abend wurde eine Okularklemmhalterung aus MDF angefertigt (mein letzter Kontakt mit einer Laubsäge war im “Werken” in der 6. Klasse).

First light Lidl

In der Zeit nach Erwerb des Lidl gab es insgesamt vier Tage, an denen man einigermassen beobachten konnte. Das Lidl zeigte:
Mars (rote Scheibe),
Venus (weisse Scheibe),
Mond (sehr schön, vor allem die Krater am Rande des Schattens),
Saturn (super, der Ring ist schon mit 35facher Vergrösserung gut zu sehen, Saturn ist einfach der Mercedes unter den Planeten)
und Jupiter (inklusive Io, Europa, Ganymed und Callisto).
Am meisten konnte man mit dem 20 mm-Okular (35 fach) sehen. Das 4mm hat ein etwas schwieriges Einblickverhalten. Es ist zwar alles 5 mal grösser, aber trotzdem kaum in Ruhe zu erkennen, eine kleine Kopfbewegung und man sieht entweder nichts mehr oder hat zumindest einen Farbenwechsel, beim Saturn von gelb zu blau. Nicht ganz so schlimm war es mit der 1,5fach Umkehrlinse und dem 20mm Okular.
Trotzdem würde ich sagen, dass mir eine ruhige Betrachtungsmöglichkeit auch für die erkennbaren Details wichtiger ist als die reine Vergrösserung. Würde mir als zusätzliches Okular auch kein 5 mm, wie zuerst geplant, kaufen, sondern ein gutes 10mm. Auf jeden Fall kann man auch mit 35facher Vergrösserung am Saturn Streifen sehen und auf dem Jupiter die beiden Äquatorbänder. Es gab dann noch Probleme bei der Ausrichtung der Montierung nach Norden. Hatte meinen Kompass auf die im Werk extra vormagnetisierte Stativablage gelegt so dass ich durch die entsprechende Missweisung ca. 45 Grad daneben lag.

An den Abenden an denen nicht beobachtet werden konnte, wurde dann das Lidl optimiert:
– Entfernung der Blende für die Erdbeobachtungen aus dem Okularauszug
– Kürzen des Okularauszuges
– Entspiegeln des Okularauszuges (erst einmal mit einer Klopapierolle)
– Verstärkung der Stativbefestigung mit Alu-Röhrchen (sehr empfehlenswert!)
– Komplette Zerlegung der Montierung mit Entfettung und Neuschmierung mit Liqui Moly LM 24. Das Originalfett ist doch sehr klebrig gewesen. Die bewegten Teile wurden durch die neue Schmierung wesentlich leichtgängiger. Es besteht aber trotzdem immer noch ein gewisses Achsenspiel.