Im Unterschied zu Venus, Mars, Jupi und Saturn fand ich M31 angesichts meines doch recht lichtverschmutzen Balkonstandortes ziemlich schwer zu finden. Im Sucher gerade noch sichtbar, aber genau wusste mans erst nach einer Testaufnahme. Nun gibt es da ja auch Abhilfe, Teleskopsteuerungen bei denen man nur den Namen eines Objektes eingeben muss, woraufhin das Teleskop sich wie von Geisterhand auf die entsprechende Position bewegt. Sowas war aber teuer. Da bin ich dann auf eine Steuerung namens Littlefoot gestossen. Recht günstig, aber dafür nur mit Notebook und Planetariumsprogramm zu betreiben. Das war aber für mich kein Nachteil, da ich den NB eh’ schon zum Guiden brauchte. Die Monti muss peinlich genau aufgestellt sein, dann fährt man händisch einen Stern an, und teilt der Astrosimu “Cartes du Ciel” dies mit. Ab da kann man am Rechner ein beliebiges Objekt anklicken und das Teleskop dort hinkommandieren. Faszinierend! Okay, die Geschwindigkeit ist recht schlapp, mit den MTS-Motoren 50fach, für eine 360 Grad-Drehung also 1/50stel Tag=28,8 Minuten. Auf dem Balkon habe ich, was für Balkone wohl typisch ist, jedoch sowieso nur 180 Grad Gesichtsfeld. Wenn mans genau nimmt, würde man auch auf freiem Feld wohl kaum einen Schwenk von mehr als 180 Grad machen 🙂
Astronomie
Sammlung von Astrofotos
Deep Sky
Nun war ja theoretisch alles für schöne Nebel- und Galaxienbilder vorhanden. Was noch fehlte war jede Menge Übung. Das fing beim Einscheinern der Montierung an. Für Webcam-Bilder macht es kaum etwas aus wenn das Objekt nach ein paar Minuten aus dem Gesichtsfeld wandert, da wird es halt wieder eingefangen, hinterher beim Stacken spielen eventuelle Verschiebungen keinerlei Rolle. Für Belichtungen, die sich über 15 Minuten und mehr erstrecken, muss die Rektaszensionsachse jedoch so genau wie möglich auf den Himmelspol, also parallel zur Erdachse, ausgerichtet werden. Es hat mich zwei Nächte gekostet, bis ich damit so weit war dass ich nur noch kleine, periodische Abweichungen feststellen konnte.
Diese entstehen durch nicht ideale Fertigung des Schneckenzahnrades in der Montierung. Dass die ADM solche Fehler aufweist, heisst nicht, dass sie Schrott wäre. Jede erschwingliche Montierung hat solche Abweichungen.
Da die EOS bei 1000mm, grob über den Daumen, einen Bildwinkel von ca. 0,5 Grad hat, entspricht in Y-Richtung ein Bildpunkt 0,5°/2304 Pixel, also ungefähr 1/5000 Grad. Eine Abweichung der Montierung von einem Fünfhundertstel Grad führte also zu einem Nachführfehler von 10 Bildpunkten, was man hinterher im Bild schon als Strich erkennen kann.
Gut, was solls, Monti also so gut wie möglich eingestellt. Ich dachte mir, dass ich dann erst einmal nicht so lange Belichtungszeiten verwenden würde, dafür dann eben die Empfindlichkeit der Kamera hochdrehe.
Für den ersten Versuch hatte ich M31, die Andromeda-Galaxie, ausgewählt.
Von meinem Balkon aus konnte ich die aber wegen diverser Strassenlaternen nicht am Himmel ausmachen. Ein neues Problem, die meisten Planeten sieht man mit blossem Auge. Also einen Stern angefahren, den ich über meinen Sternhimmel-Simulator identifizieren konnte, Wega. Den brauchte ich sowieso um erst einmal scharfzustellen. Dann die Koordinaten von Wega an den Skalen der Montierung eingestellt und dann auf die von M31 gedreht. Nix, das gleiche dann noch drei Mal mit anderen Sternen wiederholt, und dann konnte man einen schwachen Nebelfleck erkennen. Also eine Bildserie geschossen.
M31 19.11.2006 01:15, 33×20 Sekunden, EOS 350D, 1600 ISO:(25%, Klick aufs Bild für 1024×683(2 MB))
Für den ersten Versuch bin ich (wieder mal) ganz zufrieden. Das nächste Mal werde ich die Belichtungszeit der Einzelaufnahmen vergrössern und dafür mit der Kameraempfindlichkeit etwas heruntergehen. Wie am Planeten gehts auch hier darum, durch die Kombination vieler Aufnahmen das Rauschen herauszumitteln.
Weiterhin sind gerade für M31 1000 mm Brennweite schon etwas viel. Dem könnte man begegnen, indem man die Kamera so dreht, dass die Galaxie in der Horizontalen abgebildet wird.
Bei der Nachbearbeitung der aufgenommenen Serien fehlt mir noch ein wenig das know-how, obwohl es Spass macht, mit den Bilddaten herumzuexperimentieren.
Ab Mitte Januar 2007 gabs dann mal wieder einige klare Nächte. Blöderweise hatte ich mittlerweile schon wieder vergessen, wie man die Montierung einscheinert und bei den ersten Versuchen die bestehende Einstellung wesentlich verschlechtert. Aber auch in den folgenden Nächten gelang es mir nicht, die Montierung so auszurichten, dass sowohl im Süden als auch im Westen längere Belichtungszeiten möglich waren. Naja, im Süden gings bis ca. 60 Sekunden und so entstand dann das folgende Bild:
M42 (Orionnebel) 23.1.2007 23:08, TS FH 100/1000, 61 Sekunden, EOS 350D, 800 ISO, unbearbeitet:
Aha, es ist also doch möglich. Wäre wohl schlauer gewesen gleich mit M42 anzufangen, der ist ja wirklich sehr teleskopfreundlich.
Montierung ADM
Ein Hobby lebt davon, dass man ab und zu mal die Ausrüstung verbessert. Bei meinem Equipment war die Montierung klar der Schwachpunkt. Mit der Lidl-Monti hatte ich lang genug improvisiert und nun war es Zeit für etwas Neues. Mir gings dabei auch um Nägel mit Köpfen, also keine graduelle Verbesserung, sondern eine Lösung dieses Problems, ein Gerät mit Reserven.
Habe mich dann für die Celestron ADM entschieden, trägt bis 12 Kilo, also doppelt soviel wie der 10 cm Refraktor wiegt und als “Ausstellungsstück” für 270 € günstig zu schiessen. Allerdings kam da noch die Zweiachsen-Schrittmotorsteuerung und ein 5 Kilo Gegengewicht dazu, so dass ich ingesamt, nach Entgegenkommen des Händlers, bei 500€ angekommen war. Ging dann alles recht schnell, Sonntag bestellt, Dienstag war ein 25,6 Kilo schweres Paket da.
Abends alles aufgebaut, was für ein Brummer!
Ich konnte mir das eine oder andere Grinsen nicht verkneifen. Dann Teleskop dran und aus dem Fenster gepeilt, kein Wackeln, keine Schwingungen, garnichts. Der Himmel war natürlich bedeckt, aber beim Test auf meine Kalibrierungs-Strassenlaternen konnte ich, weil man das Fernrohr jetzt auch anfassen darf, viel besser Scharfstellen. Danach muss man, wegen der beiden Motoren, eh’ nicht mehr Hand anlegen. Eine Offenbarung! Beim Scheinern und ersten Sterntests war ich vieler Komplikationen, an die ich mich schon gewöhnt hatte, ledig. Es klappt einfach so wie es sein soll. Ich möchte nicht zu sehr drüber nachdenken, wieviel Frust ich mir erspart hätte, wenn auch nur das Lidl von Anfang an auf dieser Montierung gesessen hätte!
Deep Sky?
Am 2.5.2006 war tagsüber schon ein relativ klarer Himmel für die Nacht vorhersehbar. Also das Teleskop schon einmal rausgestellt und die Montierung grob mit Kompass eingescheinert. Als es dann dämmerte anhand der Mondsichel fokussiert.
Mond 2.5.2006 22:07:(25%, Klick aufs Bild für 50%)
Und nu’? Bis dato hatte ich immer nur innerhalb des Sonnensystems beobachtet, okay, vielleicht mal die Plejaden, aber das wars dann auch. Nun war es eben doch ein bisschen dunstig und die Sterne zeigten sich eher spärlich. Mit meiner Astro-Software konnte ich sehen, dass etwas westlich des Saturn M44, Praesepe, Krippe bzw. “Beehive Cluster” stand, ein offener Haufen, was immer das auch bedeuten mochte. Mit unbewaffnetem Auge war dort nichts zu sehen, aber im Sucherfernrohr konnte man eine blasse Ansammlung von Lichtpunkten erahnen. Im Sucher der Canon konnte man genau garnichts erkennen. Dann ein erster Versuch mit 5 Sekunden, aber da gabs Strichspuren, erst bogenförmig, etwas schräg, aha, Breite an der Montierung war auf 48 Grad verrutscht. Danach dann vertikale Striche, nicht richtig eingenordet. Abschliessend dann noch horizontale, Nachführung führt nicht konstant nach. Mehr als 8 Sekunden konnte ich nicht belichten.
M44 2.5.2006 23:02, 10 cm Refraktor, 8 Sekunden, EOS 350D, 1600 ISO:
Für dieses Objekt sind 1000mm Brennweite mit der EOS schon etwas viel, hat nicht ganz draufgepasst, war aber ja auch der erste Versuch. Die Genauigkeitsanforderungen an die Montierung sind doch höher als ich erwartete. Hat aber trotzdem Spass gemacht.
Am nächsten Tag das gleiche Prozedere, erst Mond zum Scharfstellen
Mond 3.5.2006 22:10:(25%, Klick aufs Bild für 50%)
und dann, tja, wo ist denn jetzt M44? Asche auf mein Haupt, ich habs nicht gefunden. Hatte nur den Sucher zum Suchen, am Teleskop hing ja die Kamera. Sollte das ein Grund dafür sein dass so viele Deep Sky-Freaks ein extra Teleskop als “Leitrohr” benutzen? (Nachtrag Januar 2007: Nein, das ist nicht der Grund) Mir hätte es auf jeden Fall geholfen, wenn das Lidl am 10cm angebracht gewesen wäre. Ganz klar war der Himmel nicht und das Mondlicht war selbstredend auch nicht gerade förderlich. Schade.
Nächster Versuch, zum Glück ists jede Nacht dunkel. Was mich bei den Mondfotos mit der EOS doch etwas unbefriedigt liess, war die Schärfe. Nun hatte ichs drei Tage nacheinander versucht, Testaufnahme, am Notebook Bild angucken, Fokus etwas ändern, Testaufnahme…
Es zeigte sich, dass es einen doch recht grossen Bereich gab, in dem die Bilder alle gleich scharf bzw. unscharf waren. Bisher hatte ich die Kamera auf höchste Auflösung und JPG-Format gestellt. Nach längerem Überlegen kam ich zu dem Schluss, dass es vielleicht keine gute Idee war, ein Bild welches als BMP 23 MB Platz beanspruchte, in JPG (ca. 1,7 MB) zu konvertieren und danach dann scharf zu stellen. Deshalb diesmal mit Einstellung RAW. Ich finde, dass es damit besser ging.
Mond 4.5.2006 22:30:(25%, Klick aufs Bild für 50%)
Besser, definitiv besser. Zusätzlich könnte ich mir noch vorstellen, für das Fokussieren nur den Grün-Anteil meines “Farbwerfers” zu verwenden, mal sehen.
M44 hab’ ich diesmal dann doch gefunden.
Jupiter 12.6.2006 0:46 2xBarlow:
Der erste “richtige” Jupiter mit dem 10cm-Refraktor. Statt der EOS jetzt doch mal wieder die Webcam ans Teleskop geklemmt. 3000 Bilder mit Registax gemittelt. Bisschen viel Blau drumherum, dafür mit rotem Fleck.
EOS 350D
Fortschritt muss sein. Nach 20 Jahren analoger Minolta-Spiegelreflexfotographie gab dann ein günstiges Angebot eines Elektronikdiscounters den endgültigen Anstoss. Ist ja wirklich ein ganz anderes Fotographieren. Ein Bild kostet 0 Cent und ist zeitnah am Notebook betrachtbar. Angesichts neuer Einstellmöglichkeiten, DIN, Weissabgleich, JPG oder RAW und so weiter braucht man erst einmal ein bisschen Zeit bis man sich mit dem Gerät wohlfühlt. Diese ist bei mir drei Wochen nach dem Erwerb noch nicht ganz verstrichen. Nach einiger Sucherei gelang es mir dann doch, hier in Hamburg einen T2-Adapter zu erwerben.
Als ich dann am 30.4. gegen 22 Uhr aus dem Fenster sah, bot sich mir dieses Bild dar:
Aha, Mond. Schnell Teleskop und Notebook auf den Balkon geschleppt und draufgehalten.
0,8 Sekunden und 1600 ISO, wohl ein bisschen zu hell, Scharfstellen auch nicht so ganz einfach.
1/100 Sekunde und 400 ISO. Beide Bilder per Fernbedienung über den Notebook gemacht, allerdings noch ohne Spiegelvorauslösung. Die muss ich erst einmal ausprobieren. Schön, den Mond mit einem einzigen Schuss formatfüllend draufzukriegen. Im Vergleich zur ToUcam ist die Vergrösserung nicht wesentlich kleiner. Ein Ausschnitt von 640×480 Pixeln aus diesen Aufnahmen entspricht so ziemlich dem, was man mit der Webcam erhält. Nur dass die EOS eben wesentlich mehr Pixel hat.
Im Vergleich zur chemischen Fotographie ist auf jeden Fall der Lernprozess betreffs der Belichtungszeiten wesentlich verkürzt, die ersten Versuche waren gnadenlos überbelichtet, aber da man das Bild ja gleich auf dem Monitor hat, kann man sofort korrigieren und nicht erst, nachdem man einen vergeigten Film abgeholt hat.
Tuning Monti/Fokussieren/Scheinern
Naja, zwei Wochen kein Himmel, nur Wolken. Deshalb die Rektaszensionsache mit Kugellagern versehen (Gleitscheiben alle raus, Kunststoff-Zwischenhülse unterhalb des Schneckenrades raus und stattdessen ein Rillenkugellager rein, den entstandenen Zwischenraum mit Unterlegscheiben ausm Baumarkt aufgefüllt. Das Schneckenrad musste an der Oberseite um 3 Millimeter gekürzt werden. Dadurch war für die Lagerung an der unteren Schraube kaum noch Platz, die Welle könnte durchaus 10 mm länger sein… Siehe hier) und eine neue Scheinerblende gemacht. Zum Einscheinern der Monti dann noch das Programm WCS (WebCamScheinern) runtergeladen. Das bietet auch eine Fokussierhilfe, beim Scharfstellen hatte ich ja bislang Probleme.
24.2.2006, klarer Himmel schon tagsüber, man konnte sogar die Sonne sehen. Also alles rausgestellt und Montierung nach dem Sonnenstand um 12 Uhr ausgerichtet, da der Polarstern leider hinterm Haus ist. Dann mit WCS (Webcam ohne Barlow) und Saturn gescheinert. Nun ja, dieses Programm ist nicht schlecht, man stellt das Objekt ein, wartet ab, in welche Richtung es auswandert und bekommt dann recht genaue Anweisungen, wie zu verfahren ist. Es ergibt sich ein grundsätzliches Webcam-Problem, wenn die Montierung recht weit daneben liegt, da man beim Drehen der Lagerung immer aufpassen muss dass man sein Objekt nicht aus dem ja recht kleinen Gesichtsfeld der Kamera verliert.
Als erstes die Saturnmonde (wie mir hinterher klar wurde, wäre es schlauer gewesen, vorher den IR-Filter zu entfernen)
Saturnmonde 24.2.2006 23:44:
Das war eine normale gemittelte Version der Serie, speziell für Tethys, 10m(Premiere).
Jetzt eine entsprechend aufgehellte:
Was jetzt was ist, hab’ ich in Cartes du Ciel geguckt:
1) Dione, 10.2m
2) Rhea, 9.5m
3) Titan, 8.1m
4) Iapetus, 10.9m(Premiere)
5) Kein Mond sondern TYC1395-01855-1, 10.28m
6) Kein Mond sondern BD+20 2106, 9.82m
Hier erschliessen sich jetzt völlig neue Möglichkeiten. Weil das 10cm-Rohr auch die schwächeren Hintergrundsterne (bis 11m bin ich ja nun schon gekommen) erfasst, kann die scheinbare Saturnbewegung zwischen den beiden Bildern ermittelt werden. Ferner müsste es auch möglich sein, ungefähre Umlaufzeiten für die Monde zu ermitteln.
Anhand der beiden Objekte 5) und 6) ergibt sich die Auflösung von TouCam-Aufnahmen mit dem 10cm-Refraktor zu etwa 1,4 Bogensekunden pro Pixel (Das theoretische Auflösungsvermögen des 10cm-Refraktors beträgt 1,2 BS). Erfasst wird also ein Gesichtsfeld von ca. 15×11 Bogenminuten.
Saturnmonde 26.2.2006 22:54:
1) TYC1395-01855-1, 10.28m
2) Titan, 8.2m und knapp drunter BD+20 2106, 9.82m
3) TYC1395-01727-1, 11.28m
4) Rhea, 9.5m
5) SAO 97889 BD+20 2104, 9.61m
6) TYC1395-02414-1, 10.11m
7) Iapetus, 10.9m
Saturnmonde 2.3.2006 21:34:
1) Titan, 8.2m
2) Rhea, 9.5m
3) Iapetus, 10.9m
Saturnmonde 3.3.2006 21:06:
1) Titan, 8.1m
2) Tethys, 10m
3) Rhea, 9.5m
4) Dione, 10.2m
5) Iapetus, 10.9m
Saturnmonde 7.3.2006 21:38:
1) Dione, 10.2m
2) Tethys, 10m
3) Rhea, 9.5m
4) Titan, 8.1m
5) Iapetus, 10.9m
Das müssten jetzt ja erst einmal genug Daten sein. Nun gilt es eine passende Formel zu finden.
Mond 7.3.2006 21:29:(25%, Klick aufs Bild für 50%)
Mosaik aus 11 Einzelbildern, 10 cm-Refraktor mit Toucam und IR-Sperrfilter.
RA-Achse mit Kugellagerung
Mit dem Lidl auf der Astro 3 gings ja noch.
Als ich dann aber den 10cm-Refraktor draufklemmte, der deutlich grösser und schwerer ist
war die Grenze überschritten. Der ganze Kram wackelte schon ohne äussere Einwirkung. Für eine neue Montierung wollte ich kein Geld ausgeben, also erstmal so. Dann ergab sich aber dass beim Schwenken des Teleskops in Richtung Osten die obere Verschraubung der RA-Achse löste.
Das Gehäuse der Montierung war meines Erachtens stabil genug, nur war innen drin dieser ganze Plastikkram.
Da musste was gemacht werden…
Hinweis: Hier gehts nur um einen Erfahrungsbericht. Die vorgenommenen Modifikationen sind irreversibel. Es ist relativ wahrscheinlich dass Du Deine Monti nicht mehr richtig zusammenkriegst, oder kaputtbastelst, das ist dann Dein Problem!
Teileliste:
3 Rillenkugellager: Höhe 9mm, innen 12mm, aussen 26mm, Stück ca. 6 Euro, da muss man ein wenig suchen, im Baumarkt gabs die nicht. Es müssen auch nicht in jeden Fall rumänische sein, und falls eine kleinere Höhe vorhanden ist, wäre dies vorzuziehen.
1 lange Mutter: innen M10, Länge 30mm (Baumarkt, die werden verwendet um Gewindestangen miteinander zu verschrauben), auf dem Bild ist sie nach der Bearbeitung zu sehen.
12 U-Scheiben(ca.): Stärke 2,5mm, innen 13mm, aussen 24mm
1 Schraube: M10x50 (die ist eigentlich zu lang, im Nachhinein wäre M10x25 oder 30 besser gewesen)
Schritt 1
Teleskop ab, Gegengewichte runter.
Schritt 2
Antrieb der RA-Achse entfernen.
Schritt 3
Die Hutmutter unten an der RA-Achse entfernen
Schritt 4
RA-Achse nach oben herausziehen.
Schritt 5
Die Einzelteile ablegen und das Ganze ein wenig auf sich wirken lassen. Drei Lager müssen rein, eines ganz oben, über dem Zahnkranz, eines unterhalb des Zahnkranzes und eines von aussen, unter die Schraube. Es gibt bei der ganzen Sache ein Platzproblem. Die Lager sind wesentlich dicker als die Plastikscheiben, dadurch haben wir hinterher einen Spalt zwischen den Gehäuseteilen und am Ende der Achse kein Gewinde mehr um die Hutmutter festzuschrauben. Deshalb nehmen wir die Langmutter als Achsenverlängerung. Sie muss dafür auf den Durchmesser der Achse abgedreht werden. Das habe ich mit Bohrmaschine und Feile gemacht 🙂 Auf einer Länge von 20 mm solange mit der Feile an die eingespannte Mutter bis das Lager draufpasste.
Zum Gewinnen von Platz habe ich ferner den Zahnkranz oben um ca. 3 Millimeter gekürzt, also soweit, dass das Metall nicht über den Plastikring hinaussteht.
(Hier kann man sehen, dass die Klemmschraube für die RA-Klemmung nach Einbau des oberen Lagers ziemlich an der Kante greift, mal gucken wie lange das hält. Wenns kaputt geht muss halt ein passendes Drehteil her.)
Es empfiehlt sich weiterhin dafür zu sorgen dass der Plastikklemmring in Rotationsrichtung spielfrei auf dem Zahnkranz sitzt. Bei mir war die Nut im Zahnkranz etwas zu weit, was zu Problemen/Leerlauf beim Wechseln der Drehrichtung führt. Also entweder kleben oder was dazwischen legen.
Schritt 6
Jetzt wieder zusammenbauen. Die Achse sollte am oberen Ende im Gewinde auf jeden Fall gesichert werden, z.B. mit Superkleber. Erst ein Lager,
dann der Zahnkranz.
Unter den Zahnkranz müssen ca. 8 Unterlegscheiben und ganz zuletzt das zweite Lager. An dieser Stelle muss man dafür sorgen dass der Zahnkranz später mit dem Schneckentrieb fluchtet, eventuell noch von den dünnen Originalblechscheiben unterlegen.
So kommt später die Verlängerung zum Einsatz.
Das dritte Lager kommt später von aussen auf die Mutter und es werden noch entsprechend U-Scheiben untergelegt. Danach wird mit der langen Schraube gekontert.
Schritt 7
Jetzt die Achse ins Gehäuse. Danach das letzte Lager auf die Achse und dann die selbstgemachte Achsenverlängerung auf die Achse. Mit den U-Scheiben muss man ein wenig experimentieren. Solange trotz festgezogener Verlängerung noch Spiel in der RA-Achse ist, sind noch zu wenig U-Scheiben unter dem Lager. Zuletzt noch die Schraube zum Kontern in die Verlängerung. Schneckentrieb montieren.
So, fertig, damit trägt sie auch den 10cm-Refraktor.
Tragen heisst dabei, dass man nach einer Berührung des Teleskops oder der Montierung schon ein paar Sekunden warten muss, bis man wieder was sieht, aber das war mit dem Lidl vorher ja auch schon so. Man müsste sich mal um das Stativ kümmern.
Second light 10cm Refraktor
Also, ohne mich jetzt wiederholen zu wollen, natürlich war in den nächsten Tagen der Himmel konstant bewölkt. Also schon einmal bei Conrad nachgefragt, ob die Axialkugellager mit 12 mm Innendurchmesser (zum Ersatz der Plastik-Gleitscheiben in der Montierung) haben. Haben sie nicht.
Am 5.2. sah es dann gegen 20 Uhr nicht so gut aus, allerdings konnte man den Halbmond in vereinzelten Wolkenlücken sehen. Deshalb Teleskop schon mal rausgestellt. Inzwischen hatte ich mir aus Pappe eine Scheinerblende gemacht.
Mars 5.2.2006 22:29(3xBarlow):
Naja, okay, ist der Mars, aber wieder nicht soo toll. Mit der Scheinerblende war die Scharfstellung nicht optimal, dabei hatte ich mir extra überlegt, dass die Version fürs Lidl (mit vier Kreisen) vielleicht durch Verwendung eckiger Formen optimiert werden könnte, und deshalb vier Sterne gewählt, aber das war wohl ein Trugschluss. Den für Mars gefundenen Fokus hab’ ich dann für Saturn beibehalten.
Saturn 5.2.2006 23:25(3xBarlow):
Jupiter bekam ich leider nicht mehr zu Gesicht, da sich dann der Himmel ziemlich schnell bezog.
First light 10 cm Refraktor
Montags war der Tubus da (ups, doch etwas grösser als ich dachte), abends wars aber bewölkt und auch Dienstag, Mittwoch, Donnerstag. Bis dahin hatte ich nur erste Versuche bei Tageslicht aus dem Fenster machen können. Erst einmal reichte das Gegengewicht an der Astro 3 natürlich nicht aus. Was tun? In Hamburg gibts nach wie vor keinen vernünftigen Astroshop. Bestellen dauert viel zu lang, also aus “Dachdeckerblei” ein 5-Kilo Gewicht improvisiert. Wie erwartet war die Astro 3 jetzt weit über ihre Grenzen hinaus belastet. Es musste eben gehen. Am Freitag war der Himmel dann einigermassen klar. Erst einmal ein paar Marsserien und eigentlich enttäuscht. Mein Balkonseeing war nach wie vor schlecht. Die Terrassenaufnahmen mit dem Lidl von einer Woche vorher waren deutlich besser. Nun hatte ich allerdings auch noch keine passende Scheinerblende und in meiner Not eine Zigarrettenschachtel als Scharfstellhilfe vors Objektiv gepackt.
Mars 27.1.2006 22:31(2xBarlow):
Etwas später dann Saturn. Hatte mir überlegt, dass die offene Balkontür (Stromkabel für Notebook) vielleicht angesichts der Minusgrade für störende Warmluftwirbel verantwortlich sein könnte und deshalb meine Stube prophylaktisch heruntergekühlt. Obs daran lag weiss man nicht, aber jetzt war das Seeing deutlich ruhiger, werd’ ich in Zukunft drauf achten.
Saturn 28.1.2006 2:13(2xBarlow):
Das war die beste von sechs Serien zu 90 Sekunden. Kommt meines Erachtens nicht ganz an den Lidl-Saturn heran, ist aber fürs erste Mal okay. So richtig klar war der Himmel halt nicht. Hatte dazu auch noch eine Saturnmondserie aufgenommen, aber hinterher bei Stacken zeigte sich nicht einmal Titan. Offensichtlich war ich also nicht ganz im Fokus gewesen.
Abschliessend dann nochmal Saturn visuell. Erst das 20mm-Okular vom Lidl, sah schon nicht schlecht aus, im Vergleich zum Lidl wesentlich heller, fast schon zu hell. Dann die Barlow in 2x-Konfiguration, also 100x und wirklich ein schönes scharfes Bild. Titan und Rhea zum ersten Mal visuell erfasst. Hierbei hat die Nachführung gute Dienste geleistet, beim Scharfstellen wackelt es ungeheuerlich, aber danach braucht man ja nichts mehr zu berühren. Oberhalb von Saturn war noch eine hübsche Ansammlung von Lichtpünktchen zu sehen, M 44.
Fazit: Visuell diesmal besser als mit der Webcam. Bei den Tuningmassnahmen möchte ich mich zunächst der Montierung zuwenden. Danach kann man sicherlich am Teleskop auch noch das eine oder andere machen (Blenden, OAZ kürzen, Veloursfolie).
Erster Saturn mit Barlow
Nach dem Erwerb der Barlow war es mir leider noch nicht möglich auch mal einen Test am Saturn durchzuführen. Nun war er aber ja langsam auch zu einigermassen vernüftigen Zeiten sichtbar und am 23.1. spielte auch das Wetter mit. Zum Warmwerden/Scharfstellen erst einige Bilder vom Mars, die Barlow dabei in “1,5-fach”-Stellung eingesetzt.
Beim Scharfstellen mit meiner 4-Loch-Scheinerblende hab’ ich mir aber auch wirklich viel Mühe gegeben. Den Rohbildern kann mans ja nicht immer so richtig ansehen, ob man im Fokus ist. Die für Mars gefundene Einstellung hab’ ich dann auch für den Saturn beibehalten.
Mars 22.1.2006 19:42:
Danach dann Saturn.
Saturn 22.1.2006 22:35:
Das war wirklich wesentlich mehr als ich erwartet hatte. Weiter unten kann man ja mein bis dato bestes Bild dieses Gestirns sehen. Bin echt stolz, quasi mein Opus Magnum auf dem Lidl. Grosse Teleskope kann jeder kaufen, aber an einem gegeben Gerät so lange rumzumachen bis man es nicht mehr besser kann, schafft eine ganz andere Befriedigung. Letzten Endes habe ich für diesen Saturn zwei Jahre gebraucht.
Saturn insgesamt fünf Serien, danach noch eine mit langer Belichtung und Sättigung voll rein, bis ins Rauschen. Vielleicht würde sich ja Titan noch einmal zeigen?
Saturn 22.1.2006 22:47:
Diese ganze Nachverarbeiterei von wirklich nicht toll aussehenden Bildserien ist doch faszinierend! Hinterher sieht man Details, die so mit dem Auge einfach nicht auffindbar sind. Von rechts nach links: Titan (den hatte ich ja schon mal, aber nicht so schön), Rhea (Premiere) und Dione (Premiere). Wer die wann entdeckt hat, das muss ich noch nachschlagen, aber der guckte bestimmt nicht durch einen chinesischen 2,75-Zöller. Wenn es damals schon gescheite Computer gehabt hätte! Von mir nur blöd, dass ich das Ganze mit der Barlow geknipst habe. Ohne wäre es ja wohl noch heller gewesen und dann hätte links auch noch Japetus draufgepasst.